ZitatCarola Rackete, «Handeln statt Hoffen»: Die ehemalige Sea-Watch-Kapitänin, heute Aktivistin bei «Extinction Rebellion», über den Zusammenhang von Flucht und Klimakrise. Mit einer persönlichen Bilanz ihrer Zeit als Seenotretterin. Gibt mit dem leidenschaftlichen Prolog von Hindou Oumarou Ibrahim auch einer Umweltaktivistin aus dem Tschad das Wort.
ZitatDer zivile Gehorsam ist das Problem, nicht der zivile Ungehorsam. Lasst und handeln, statt zu hoffen.
Aus "Fangen wir an zu handeln", dem letzten Kapitel im Buch:
Jeder noch so kleine Schritt zählt. Wir können es uns nicht leisten aufzugeben, nur weil wir für unser Gefühl vielleicht nicht genug erreichen. Wir müssen die Wahrheit sagen und die existentielle Krise, in der sich die Zivilisation befindet, beim Namen nennen. Mehrere Studien erklären zum Beispiel, dass wir unsere Nahrungserzeugung und damit unsere Ernährung dringend umstellen müssen. Zivilgeselschaftliche Bewegungen waren immer schon ein Weg um Veränderungen anzustossen. Je grösser eine solche Bewegung ist, umso erfolgreicher. Jede Bewegung startet klein, oft nur mit einer Handvoll Menschen. Gewaltfreiheit stellt repressive Regime vor ein moralisches Dilemma, das nur zu ihren Ungunsten ausgehen kann. Für schnelle Veränderungen brauchen Gesellschaften Massenproteste und eine möglichst hohe Störung der öffentlichen Ordnung, die öffentliche Diskussionen und Entscheidungen herbeiführt. Protest muss anhalten, um erfolgreich zu werden. Aktionen sollen sich auf die Hauptstadt fokussieren denn dort befindet sich das Zentrum der Macht, sie verursachen wirtschaftliche Kosten. Es ist wichtig, dass eine Bewegung immer weiter wächst und mehr Menschen aktiviert. Der Protest muss Spass machen und lebendig sein, er muss dazu auffordern, selbst kreativ zu werden, und einen Neuigkeitswert bieten.
Viele Menschen denken, dass ziviler Ungehorsam ein Problem darstellt, weil er Aufruhr verursacht und die Ordnung stört. Wir leben in Zeiten, in denen die Ordnung, die wir haben, falsch und zerstörerisch ist. Sie muss gestört werden, weil sonst Menschen sterben. Weil wir sonst zulassen, dass das System mit seinem Glauben an stetiges Wachstum uns etwas raubt, das unglaublich kostbar und unwiederbringlich ist. Weil sie nicht freiwillig damit aufhören werden. Und weil wir nicht hinnehmen können, dass das System dazu führt, dass die Mehrheit im Namen der Ordnung bestohlen, belogen und unterdrückt wird. Wir müssen es nur endlich auch tun, statt weiter zu hoffen, dass wir unesr Recht und unsere Zukunft schon bekommen werden, wenn wir es denen, die jetzt noch an der Macht sind, nur recht machen.